(Alle Texte und Fotos Beate Meurer, Öffenrtlichkeitsreferentin des Kirchenkreises)

Michael Füsgen, Pfarrer Kirchengemeinde Homberg

MF (Abk. für Michael Füsgen)
„Ich bin in Düsseldorf-Heerdt aufgewachsen und komme aus einer Arbeiterfamilie. Für Kinder und Jugendliche gab es in dieser Zeit in Heerdt kaum Freizeitangebote. Daher hatte die Kirche einiges organisiert, unter anderem die Stadtranderholung, an der ich oft teilnahm. Für mich war eigentlich klar, dass ich Physik studieren würde. Aber es kam alles anders…“

Als Michael Füsgen die zehnte Klasse besuchte, ereignete sich die Katastrophe: seine Mutter verstarb bei einem Unfall. Seine Geschwister waren zu dieser Zeit schon in der Ausbildung oder ausgezogen, sein Vater bei der Arbeit. Das bedeutete, dass er tagsüber alleine zu Hause war. In dieser besonderen Situation machte ihm ein Pfarrer aus der Gemeinde das Angebot, jeden Mittag zum Essen zu kommen.

MF
„In diesen Jahren haben wir viel miteinander gesprochen. Im Grunde war das Seelsorge. Nebenbei habe ich auch viel über den Beruf eines Pfarrers kennen gelernt, was ich überaus interessant fand. Ich sagte mir damals, wenn ich so viele tolle Dinge bewirken kann, dann ist das genau der richtige Beruf für mich. Also studierte ich nach dem Abitur Theologie mit dem Ziel, für Menschen da zu sein.“

Seelsorge

MF
Seelsorge ist natürlich ein zentrales Thema für mich. Sie findet oft gar nicht unter diesem Begriff statt. Sie ergibt sich meistens bei vielen anderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel während des Einkaufs – Homberg hat ja einen eher dörflichen Charakter. Ich gehe oft zu Fuß und nehme mir Zeit. Zeit ist eine überaus wichtige Grundlage der Seelsorge, Zeit zu haben, zuzuhören, nicht das Gefühl zu vermitteln, ich muss jetzt gleich das Gespräch beenden.

Viele Jahre habe ich neben meiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer in der Urlauberseelsorge gearbeitet, meistens in Norddeutschland. Vorträge, Gottesdienste und die Seelsorge gehörten zu meinen Aufgaben. Gerade die Seelsorge im Urlaubsort gab vielen Menschen das Gefühl, dass sie in völliger Anonymität über ihre Sorgen sprechen konnten. Die Menschen sind in einer fremden Umgebung, sie treffen den Pfarrer nicht wieder, treffen keine Nachbarn. Sie können sprechen und ihre Probleme loslassen, unter Umständen am Urlaubsort zurücklassen.

Einige Jahre war ich in der Krankenhausseelsorge, später auch in der Notfallseelsorge neben dem Gemeindepfarramt tätig. In meiner Duisburger Zeit nach dem Studium habe ich regelmäßig Gespräche in Krankenhäusern geführt. Eine Strategie von mir war, nach mehreren Stunden in Extremsituationen auf die Neugeborenstation zu gehen, um einer Mutter zu der Geburt ihres Kindes zu gratulieren. Zum Abschluss war mir wichtig, etwas sehr erfreuliches zu erleben.

Zur Seelsorge gehört auch, auf sich selbst zu achten. Grundsätzlich hilft mir, in Bewegung zu sein. Ich gehe häufig zu Fuß, so dass ich nach einem Gespräch, viel von dem Schmerz und der Sorge der Gesprächspartner:innen auf dem Weg lassen kann.

Freizeit und Ausgleich

Es gibt viele Aktivitäten, die ich liebe. Eine davon ist, Fahrradtouren zu unternehmen. Seit einiger Zeit spiele ich Tennis, wobei ich komplett abschalten kann, da ich mich nur auf den Ball konzentrieren muss. Ich interessiere mich für Kunst. Mein großes Thema ist Chagall.

Menschen helfen zu können, das macht den Beruf des Pfarrers oder Pfarrerin so wunderbar.“


Diakonin Doris Treiber, Kirchengemeinde Hochdahl

"Singen hält jung" - Seelsorge in der Kirchengemeinde Hochdahl

Gründung

Unter diesem Motto entstand vor rund sieben Jahren in der Kirchengemeinde Hochdahl die lockere Runde von Senioreninnen und Senioren zum gemeinsamen Singen. Ins Leben gerufen hatte dies die Diakonin Doris Treiber, deren Schwerpunkte in ihrer Tätigkeit die Seniorenarbeit und die Gottesdienste sind. Zu dem Gesangsrepertoire gehören unterschiedliche Lieder, Volkslieder oder kirchliche Lieder, alte und neue. Immer dabei ist auch der Kantor, Ben-David Ungermann.

Die Resonanz war von Anfang an sehr gut. Zu Beginn hatten sich an die zwanzig Personen gemeldet, zuletzt waren es – vor Beginn der Corona-Pandemie -, rund vierzig Personen, davon immerhin an die zehn Männer. Leider waren Treffen in den vergangenen zwei Jahren aufgrund er Corona-Situation nicht mehr möglich. Das soll sich nun bald ändern. Geplant ist ein Start für Mai 2022.

Eine andere Form der Seelsorge

Aber es geht nicht nur um das Singen, vielmehr um Beziehungsarbeit und auch um Seelsorge. Eine wichtige Rolle dabei spielt das Miteinander und die Möglichkeit, mit der Diakonin unkompliziert ins Gespräch zu kommen. Dazu ist grundsätzlich vor dem Singen, in den Pausen oder nach dem Singen immer Zeit. Egal um welche Sorgen, Fragen oder auch erfreuliche Ereignisse es geht, sie können mit ihr besprochen werden.

„Ich finde besonders positiv, so viele Menschen auf natürliche Art und Weise zu erreichen. Ganz unterschiedliche Menschen, kirchenverbundene, aber auch kirchenferne Menschen, machen mit.

Sonstige Aktivitäten

Außerhalb dieser Treffen nehmen wir auch einmal im Jahr am Welt-Alzheimer-Tag im September teil. Es gibt nicht nur den Infostand, sondern auch eine Gesangs-Aktion. Zusammen mit den Seniorinnen und den Senioren und den Zuschauer:innen singen wir mit Gitarrenbegleitung verschiedene Lieder. Beim letzten Mal waren wir rund 100 Personen“, schildert Doris Treiber.

Weitere Angebote

Zusätzlich bietet die Diakonin einmal wöchentlich, donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr, eine Sprechstunde in ihrem Seniorenbüro im Haus der Kirchen an. „Ich bin gut vernetzt mit der Caritas, AWO und dem Demenznetzwerk und kann so zum Beispiel viele Fragen der Angehörigen von Pflegebedürftigen beantworten und sie beraten. Die Sprechstunde wird stark genutzt.“ Einmal im Jahr an zwei Nachmittagen werden zudem Seniorennachmittage veranstaltet. Dieses Angebot wird überaus gerne und zahlreich, insgesamt rund 120 Seniorinnen und Senioren, angenommen.

„Für die Zukunft wünsche ich mir einfach, dass das Gemeindeleben wieder aktiv möglich ist, das unter der Corona-Situation sehr gelitten hat“, Doris Treiber.