Prädikantin Birgit Annighöfer-Lütke

ordiniert am 26.05.2022 in der Ev. Kirche in Haan

 

 

 

 

Interview mit Birgit Annighöfer-Lütke, Prädikantin Kirchengemeinde Haan und Beate Meurer, Öffentlichkeitsreferentin des Kirchenkreises

 

Wie kamen Sie auf die Idee, Prädikantin zu werden?

Ich hatte schon als Kind einen Bezug zur Kirche. Zu meinen großen Leidenschaften gehörte bereits damals das Singen und die Arbeit mit Kindern. Ich sang zunächst im Kinder-, dann im Jugendchor, später im Kirchen- und Gospelchor, konnte mir gut vorstellen, auch beruflich etwas in dem Bereich zu machen.

Nach meinem Abitur entschied ich mich, Theologie, Mathematik und Deutsch auf Lehramt zu studieren. Mich begeisterte der Gedanke, mit Kindern und jungen Menschen zu arbeiten.

Nach dem Studium war ich zunächst als Lehrerin tätig, später dann als Fachleiterin und Schulleiterin. In dieser Zeit war ich auch aktiv in der Kinder- und Jugendarbeit.


Wie kamen Sie dann von Ihrem Geburtsort Gelsenkirchen, an dem Sie auch aufgewachsen sind, nach Haan?

Meine erste Ehe war gescheitert. Als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte, der in Düsseldorf arbeitete, entschied ich mich auch in örtlicher Hinsicht für einen Neuanfang, zog nach Hochdahl, von wo aus ich noch täglich zu meinem Job nach Gelsenkirchen pendelte, dort zunächst auch weiterhin in der Kirchengemeinde aktiv blieb.

Dann wurde ich schwer krank, was mich lange Zeit erst einmal niederstreckte. Glücklicherweise habe ich alles gut überstanden. Aber mein Mann und ich waren uns einig, dass wir unser Leben ändern wollten. Deshalb eröffneten wir erst ein Feinkostgeschäft in der Nähe, später ein zweites an der Küste. Wir waren damit unabhängiger, konnten unsere Zeit besser einteilen.

Eines Tages saß ich in der Haaner Kirche im Weihnachtsgottesdienst und war völlig ergriffen. Der Chor Taktvolk sang in diesem Gottesdienst. Eine ältere Dame, die neben mir saß und mich singen hörte, nahm mich an die Hand und führte mich nach dem Gottesdienst zu der Chorleitung. Damit fing alles an. …

 

... und wie ging es weiter?

Mit der Zeit wurde mein Kontakt zur Gemeindearbeit enger. Ich beteiligte mich an der Vorbereitung von Gospelgottesdiensten und Gospelworkshops, übernahm geistliche Impulse und die Organisation von Großchorprojekten. Eines Tages fragte mich Pfarrerin Gabriele Gummel, ob ich mir vorstellen könne, eine Ausbildung zur Prädikantin zu machen. Diese Idee hat mich vom ersten Moment an begeistert.

2019 konnte ich dann starten. Bereichernd fand ich, dass die Teilnehmer:innen meines Ausbildungskurses aus völlig unterschiedlichen beruflichen, gemeindlichen und sozialen Bereichen kamen. Der Zusammenhalt unter uns war - vielleicht auch pandemiebedingt – groß. Es war eine dichte, intensive Zeit.

 

Was fasziniert Sie an einer Prädikantentätigkeit?

Die Tätigkeit als Prädikantin empfinde ich als ein tolles und wertvolles Amt. Ich fühle mich dadurch sehr beschenkt und möchte mich als Ehrenamtliche mit meiner Erfahrung, meiner Biografie und meinen Kompetenzen in Haan einbringen. Gleichzeitig kann ich selbst neue Erfahrungen sammeln und dazulernen.

Weil ich viel Spaß am Spielen mit Sprache und am Geschichtenerzählen habe, liebe ich unkonventionelle Predigtelemente. Da sitzt Gott schonmal mit mir auf der Küchenbank. Oder sie unterhält sich mit Matthias Claudius, wie neulich bei einer Online-Andacht.

Die Gottesdienste zu besonderen Anlässen, wie zu einer Taufe, berühren mich in einem besonderen Maße. Ein weiterer Bereich, in dem ich mich einbringen möchte, ist die Seelsorge. Menschen zuzuhören, ihre Freude und ihre Not zu teilen, auch mal Wegstrecken gemeinsam zu gehen und füreinander da zu sein, darin sehe ich innerhalb der Gemeindearbeit einen wichtigen Schwerpunkt.

 

Welche Aktivitäten lieben Sie denn in Ihrer Freizeit?

Ach, da gibt es so vieles. Ich bin unfassbar gerne mit Menschen zusammen, treffe mich mit FreundInnen, liebe Konzerte und Theaterbesuche. Vor kurzem war ich auf einem der wohl letzten Konzerte der Band Genesis, deren großer Fan ich bin.

Ich habe lange Zeit Handpuppentheater gespielt, schreibe oft auch selbst die Drehbücher dafür. Nach wie vor steht Singen bei mir ganz oben. In der Kantorei oder im Projektchor, aber auch mit den Enkelkindern ist es eine große Freude. Fahrradfahren mit meinem Mann, die Natur zu genießen, macht mich ebenfalls glücklich.

In diesen Tagen denke ich oft an die Jahreslosung, in der es 2022 quasi um eine „Freikarte“ geht:


„Die zu mir kommen, werde ich nicht abweisen.“ Jesus sagt das, in Joh 6, 37 .
 

Was für eine Einladung! Und zwar für alle!  Ich wünsche mir so sehr, dass viele das hören: Wir alle - willkommen!
Das ist mein Traum - auch von Kirche!